In unserer Jubiläums-Serie widmen wir uns heute dem ersten Kapitel der Vereinsgeschichte - oder "wie alles begann...":
Im März 1911 wird eine Wohltätigkeitsveranstaltung, das Schauspiel „Elmar“ oder „Der Herr vom Habichtshof“, gebracht. Der Autor war Dr. Josef Faust, welcher aus dem Epos „Dreizehnlinden“ von 1878 des Arztes Friedrich Wilhelm Weber jenes Stück verfasste, welches sich mit der Einführung des Christentums in Sachsen befasst. Die Spieler, allesamt junge Menschen, kommen aus verschiedenen katholischen Pfarreien in Offenbach. Zweimal wird jenes Schauspiel im katholischen Vereinshaus „Schützenhof“ in der Herrnstraße aufgeführt. Die Presse lobt die gute Deklamation sowie „die neue elektrische Bühnenbeleuchtung mit ihren Farbeffekten“. Im Spaß am Bühnenspiel, an den regelmäßigen Zusammenkünften und der Geselligkeit vereint beschließt man auch weiterhin zusammen zu bleiben und zu spielen.
Das ist jetzt genau 110 Jahre her. Und wir sind immer noch begeistert dabei in Offenbach Theater zu spielen...
(Foto: TCE Archiv, J. Busch, 1911)
Heute blicken wir voller schöner Erinnerungen auf den Sommer 2018: Da durften wir das von Uwe Kauss eigens verfasste Stück "Marktmeister Clement ermittelt" zur Geschichte des Wochenmarktes auf dem Wilhelmsplatz am Originalschauplatz uraufführen. Tolle Open Air Vorstellungen mit einem großartigen Team und der "echten Offenbacher Wohlfühlatmosphäre".
In unserer Jubiläums-Serie reisen wir heute ins Jahr 1971:
Sicher kennt ihr unser Ehrenmitglied Wilma Reinhart. Auch in ihrer Rolle als Urgroßmutter im Stück "Die vier Weiber vom Neuhof" war sie nicht nur "der Herr" im Haus, sondern auch die Stärkste. Das Foto aus ihrem Privatarchiv stellt ihre Zupackende Art bestens unter Beweis.
Übrigens wurde Wilma Reinhart für ihr Engagement für unseren Verein 2017 mit dem "Ehrenbrief des Landes Hessen" ausgezeichnet.
Erstmals führte der bewährte Darsteller Tilman Camphausen in dieser Produktion, des Theaterclub Elmar auch Regie. So setzte er das Geschehen temporeich und mit sicherem Gespür für die Charaktere um. Garniert mit hübschen Einfällen wie dem gegenseitigen Nachäffen der Figuren.
Vor allem für die Hauptrolle fand er die Idealbesetzung. Werner Lapp, als Struwe zwischen Tugendwächter und Tunichtgut, rettet er sich von einer Verlegenheit zur nächsten Notlüge, sprüht vor Spielwitz.
Wirkungsvoller Gegenpol ist die verknöcherte Geheimrätin, steinern streng von Wilma Reinhart verkörpert. Quirlig wirbelt dazwischen Anja Büttner als Varieté-Tänzerin Yvette, mal verführerisch und mal verschwörerisch. Ein hinreisendes Kabinettstückchen liefert Holger Kraus alias Heinrich Böcklein (Verlagsbuchhändler) mit seiner Schilderung von Böckleins Erlebnissen im Nachtclub.
Die übrigen Ensemblemitglieder fügen sich da bruchlos ein: Eva Thomas als flotte Lotte, ihr erster Auftritt bei den „Großen“; Gabi Thomas als charmante Mila Struwe die zweite Ehefrau des Stadtrats; Harald Gille als exzentrischer Graf auf Freiersfüßen; Simon Isser als Fred, der heimlichen Liebschaft von Lotte; Dagmar Winter als Yvettes forsche Freundin Elise; Regieassistentin Helga Feuerbach als resolutes Dienstmädchen; schließlich Camphausen selbst als radebrechender Amerikaner James Ellison, der in Erinnerung an eine eifersüchtige Bulldogge auch Bulli genannt wird und das 82-jährige Elmar-Urgestein Erwin Klemenz als Intendant.
Ausschnitte aus Frankfurter Rundschau vom Montag den 11.April 2005 :
„Wenn zwei Honoratioren aus dem Odenwald zu einem Kongress für Sitte und Moral nach Offenbach reisen, sich aber lieber heimlich mit einer Varietétänzerin vergnügen, stößt das bei den Tugendwächtern übel auf.
Verwicklungen und Verwirrung sind der dramaturgische Stoff des Mundartschwankes „der wahre Jakob“, den der Theaterclub Elmar in einer Inszenierung an fünf Abenden im Ledermuseum zeigt. Die Amateurdarsteller brillieren und agieren im Zeitkolorit der 30 Jahre. Die Kulissen hat der mitgliederstarke Theaterclub teilweise aus Privatbeständen zusammengetragen oder der Epoche entsprechend aufgemöbelt. Die Offenbacher Version von „der wahre Jakob“, wurde mit Wortwitz, Aktion und Lokaler-Farbe zu einem turbulenten Schwank aufgefrischt.“
von Anja Büttner, April 2021
Die Kindergruppe präsentierte in diesem Jahr das Kinderstück "Die unendliche Geschichte" nach der bekannten Romanvorlage von Michael Ende.
Unser erster Vorsitzender Simon Isser, der das Stück seinerzeit mit Eva Stichweh, gemeinsam inszenieren durfte, erinnert sich gerne daran zurück: "Am Anfang schien es wie eine unlösbare Aufgabe die phantastische Welt der 'unendlichen Geschichte' auf die Bühne zu bringen. In einer fulminanten Gemeinschaftsleistung der Kinder, des Werkstatt-Teams, engagierter Techniker und mit toller live-Musik ist es aber gelungen." Und so lernte 2012 der Glücksdrache Fuchur, beispielsweise durch den geschickten Einsatz von Schwarzlicht, das Fliegen auf der Bühne im Deutschen Ledermuseum.
von Simon Isser, Mai 2021
Wenn ich zurückblicke auf 15 Jahre Regie, haben mich die Stücke begeistert in dem unser Werkstatt-Team Meisterarbeit geleistet haben:
Bei „Mein Freund Harvey“ (2014) bei dem ich sogar einen gespielten Hasen einsetzen konnte. Dieser Hase trat immer nur dann in Erscheinung wenn „Mr. Dowd“ mit ihm alleine war. Auch das Bild mit dem beweglichen Hasen war klasse. Daraus konnte Hase „Harvey“ wirklich herausschauen und auf das Spiel der Darsteller reagieren.
So war und bin ich immer gespannt wie die Stücke nachher auf der Bühne wirken. Und ich hoffe sehr, dass wir unserem Publikum die nächsten Jahre noch weitere tolle Einfälle zeigen können.
von Tilman Camphausen, Mai 2021
Unser Ehrenmitglied Wilma Reinhart erinnerst sich an das Jahr 2001:
Die Komödie „Das Baby“ sorgte, zu Recht, für kräftige Lachsalven im Publikum. „Hier suchte ich Trost bei Herrn Doktor, da ich dachte meine Tochter wäre schwanger, dabei war ich es.“ erinnert sich Wilma an ihre Rolle. In dieser begeisterte sie, neben ihrem pointierten Spiel, vor allem mit ihrer hessischen Muttersprache.
So pflegt der Theaterclub ELMAR seit langem die hessische Mundart. So wurde „die ELMAR“ 2017 in der Liste der Amateurtheatervereine zum "Immateriellen Kulturerbe - Regionale Vielfalt der Mundarttheater in Deutschland" aufgenommen.
von Wilma Reinhart, Mai 2021
Tilman Camphausen erinnert sich an kreative Bühnenbild-Ideen:
Wenn ich zurückblicke auf 15 Jahre Regie, haben mich die Stücke begeistert in dem unser Werkstatt-Team Meisterarbeit geleistet haben. Die Ideen, die mir im Vorfeld eingefallen sind, wurden mit handwerklichem Geschick und Talent umgesetzt. Keine Aufgabe war Ihnen zu schwer.
Z.B. bei der Komödie „Hexenschuss“ im Jahr 2010: Das Team baute eine echte Badewanne mit Wasseranschluss. Beim Aufdrehen des Wasserhahns stieg „heißer Wasserdampf“ aus der Wanne empor. Und unser Darsteller Simon Isser stieg nach den Szenen pitschnass aus der Wanne und musste sich hinter der Bühne erstmal ein trockenes Kostüm anziehen.
von Tilman Camphausen, Juni 2021
Offenbach und der Theaterclub ELMAR waren 2016 Gastgeber des bundesweiten Preisträgerfestivals amarena. Der Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT) verlieh den Deutschen Amateurtheaterpreis in Offenbach. Mit einer festlichen Gala, tollen Siegeraufführungen und der zeitgleich tagenden Bundesversammlung des BDAT war ganz schön viel los.
Für den künstlerischen Rahmen sorgten die "United Unicorns" der Stage Divers(e) - JugendTheaterKultur aus Esslingen. Eine beeindruckende Truppe von Artisten und Künstler:innen mit Fluchtgeschichte.
von Simon Isser, Juni 2021
Wenn ich zurückblicke auf 15 Jahre Regie, haben mich die Stücke begeistert in dem unser Werkstatt-Team Meisterarbeit geleistet haben. Und einmal sind die fleißigen Jungs aus der Werkstatt sogar selbst aufgetreten:
Beim Meisterboxer (2013) entwarfen sie einen nahezu „echten“ Boxring und rollten diesen, verkleidet als Security mit schwarzen Pullovern uns verspiegelten Sonnenbrillen, auf die Bühne. Unser „Meisterboxer“ Holger Kraus konnte dann in den Ring steigen und landete zumindest bei den Lachmuskeln der Zuschauerinnen und Zuschauer einen Sieg durch K.O..
von Tilman Camphausen, Juni 2021
Das große Zusammenspiel der einzelnen Gewerke in unserem Verein und die qualitativ hochwertige, Schauspielleistung, wurden schon oft mit Auszeichnungen belohnt! So erhielt hier 1986 in Paderborn unsere Kindergruppe, vom BDAT (Bund Deutscher Amateurtheater) einen Preis für ihren großen, erfolgreichen Auftritt.
Für mich eine sehr spannende Erfahrung, damals noch als „süchternes, leises Marienkäferchen“!
von Anja Büttner, Juni 2021
Unsere 1. Mai-Ausflüge gehören zum großen, geselligen Aspekt des Vereins: Vom Jüngsten bist zum Ältesten ist jeder dabei, ob mit dem Rad, dem Tandem, einem elektrischen Scooter, im Fahrrad-Anhänger oder zu Fuß erst zum Endpunkt! In einem Jahr ging es sogar mit den Autos zum Schloss Freudenberg, nach Wiesbaden.
Ich erinnere mich besonders gern an meine erste Mai-Radtour. 1984, ich war damals 11 Jahre und fuhr mit meinem Vater bei der Tour mit. Nach einigen Metern, sagte ich ganz ehrfürchtig zu meinem Vater: „Schau mal da fährt auch Frau Holle mit!“ Am Ende des langen Tages, sagte Erwin Klemenz zu meinem Vater „die Klaa hat gut durschgehalde!“.
Hundemüde, total K.O. aber überglücklich fiel ich in mein Bett und träumte bestimmt noch mal von Frau Holle und wie nah ich ihr war…
von Anja Büttner, Juni 2021
Der Theaterclub probiert auch immer mal wieder neue Darstellungsmöglichkeiten aus. So brachten uns Simon und Eva aus einen Workshop Ihre Erfahrungen und ein paar Puppen mit.
Auch Kochlöffel, Nudelsieb und Klobürste konnten an diesem Samstag sprechen und Gefühle zeigen. Es war ein wunderschöner Tag in unserem Clubheim.
Wir konnten mal so richtig die Puppen tanzen, bzw. sprechen lassen und herum albern. Das hat viel Spaß gemacht. Danke! Hier im Bild zu sehen: Helga Feuerbach, Opa und Anja.
von Anja Büttner, Juni 2021
Eine ganz besondere Probenzeit, an die sich unser Sohn Johannes sehr gerne erinnert, waren die Schwarzlichttheater-Proben 2017 in der Kindergruppe.
Bevor ein Stück Szene für Szene geprobt und der Text gelernt wird, versucht das Leitungsteam die Kinder, erstmal in die Materie und Stimmung des Stückes zu bringen. Hierfür wurde, mit größerem Aufwand, das Clubheim abgedunkelt und Schwarzlichtröhren positioniert.
Daniel Thomas brachte sein fluoreszierendes Equipment mit und machte viele zauberhafte Übungen! All diese Übungen sollten eigentlich eine Kampfszene aus dem Theaterstück „Tintenherz“ ergeben! Da der technische Aufwand aber für eine kleine Szene zu groß geworden wäre, musste die Produktion ohne Schwarzlicht auskommen.
Auch ohne dies, wurde im August 2018 das „Tintenherz“ von der Kindergruppe aufgeführt und ein Erfolg.
von Anja Büttner, Juni 2021
Hallo, auch ich bin eine “Elmarianerin von Anbeginn“ (na ja, zumindest gefühlt) und entsprang 1984 einer der vielen, erfolgreichen Kinder-Gruppen des Theaterclub Elmar. Sehr stolz bin ich und muss an dieser Stelle mal erwähnen, dass aus jeder unserer Kinder-/Jugend-Gruppen einige Akteure noch heute dabei sind!
Dies ist ein Zeichen der Verbundenheit, des Respektes und der Dankbarkeit für das Gelernte in und zu diesem Verein!
Mit besonderem Stolz kann man sogar sagen, dass einige aus dieser tiefen Theater-Freude sogar ihre professionelle Berufung gemacht haben! Zum Beispiel als Schauspieler/Schauspielerinnen/ Musicaldarstellerin ob im Theater oder Fernsehen, Kostüm-/Gewand-Meister am Musical-Theater oder bei internationalen Urlaubs-Clubs, Bühnenbildner ebenfalls im Ausland und nicht zuletzt auch als Profi-Musikerin. Die Liste ist lang und wird hoffentlich noch viel länger!
Das Foto der heutigen Jubiläums-Serie stammt aus dem Jahr 1985. Und zeigt eben jene Kindergruppe bei einem großen Auftritt, in Paderborn, mit dem Stück „Die harte Nuss“.
von Anja Büttner (geb. Gaub) (im Foto zu sehen, mit Fächer), Juli 2021
Ein weiteres Highlight aus meinen Erlebnissen in der Elmar war das lange Wochenende, in Wetzlar Ende Mai 2019. Hier wurden im Rahmen der sog. „Multiplikatorenfortbildung Kinder- und Jugendtheater“ verschiedene Workshops angeboten, Eva und ich belegten einen Masken-Workshop.
Es ging um tierische Figuren: Im Vorfeld durfte sich jeder ein Tier oder ein Fabelwesen aussuchen. In diese ausgedachte Figur sollte man den Partner oder die Partnerin verwandeln. Hierfür haben wir sogar eigens angefertigte, plastische Teile modelliert, bzw. „geschäumt“! Am Samstag haben wir dann in Stunden langer Geduldsarbeit und detailliert diese Teile auf das Gesicht des Gegenübers aufgeklebt und überschminkt! Zum krönenden Abschluss, haben wir dann uns alle den anderen mit einer „Moden/Maskenschau“ präsentiert. So wurden wir zu einem Paradiesvogel und zu einer (nicht mehr taufrischen, grins) Wassernixe!
von Anja Büttner, Juli 2021